Weltspitze in der Prignitz

09.05.2023

Landrat Christian Müller besuchte das Unternehmen Glatfelter, im Gewerbepark Falkenhagen. Falkenhagen ist einer von 16 Standorten des US-Konzerns, die es weltweit gibt. Insgesamt arbeiten 3300 Mitarbeiter an allen Standorten. Den in Falkenhagen gibt es seit 1996. Er wurde seitdem stetig weiter ausgebaut.

Der weltweit größte Airlaid-Produzent hat seinen Sitz im Gewerbegebiet Prignitz: Glatfelter Falkenhagen beschäftigt hier etwa 400 Mitarbeiter, die aus Zellulose-Fasern im Airlaid-Verfahren Produkte herstellen. Diese findet man dann zum Beispiel als Komponenten in Slipeinlagen, Damenbinden oder Inkontinenzprodukten wieder. Auch Tischdecken werden mit Airlaid-Produkten aus Falkenhagen produziert. Dabei ist Glatfelter „nur“ der Zulieferer und deshalb nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Die kennt dann im Alltag die Endprodukte, die andere Firmen produzieren und vertreiben. Landrat Christian Müller traf bei seinem Unternehmensbesuch am Montag den Falkenhagener interim Werksleiter Clemens Weidner, der noch recht neu in der Position ist und  zusammen mit HR Business Partner Jana Bauer und Dr. Stefanie Lutter, bei Glatfelter Global Innovation Segment Leader, Absorbent Products, den Anwesenden erklärte, was hier genau wie produziert wird. Unter den Teilnehmern der Runde waren auch Andreas Ditten, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft Prignitz, René Georgius vom IHK-Regionalcenter Prignitz sowie Pritzwalks Bürgermeister Dr. Ronald Thiel. Über deren Teilnahme freute sich Christian Müller, der sich am Ende des etwa dreistündigen Besuchs bei seinen Gastgebern bedankte: „Das war sehr informativ und hoch spannend“, sagte er.

Dr. Stefanie Lutter betonte, dass die Komponenten für Hygiene-Produkte, die in Falkenhagen produziert werden, für die Firma auch ein Alleinstellungsmerkmal sind: Sie können Flüssigkeiten so gut speichern, dass sie nicht wieder auslaufen können – ideal für Produkte wie Windeln oder Binden. Auch in Einlagesohlen von Schuhen können in Falkenhagen produzierte Airlaid-Materialien stecken. Zum Verfahren und zum Produkt: Airlaid ist luftgelegte Zellulose, ein Vliesstoff, der im täglichen Leben vielfältig eingesetzt wird. Dem Hauptbestandteil Zellulose werden je nach Produkt zusätzlich Chemiefasern, Pulver oder Granulate beigemischt. Die Rohstoffe werden über einen Luftstrom transportiert und dann zu einem Vlies zusammengeführt. Zusätzlich kann eine Kleberdispersion aufgesprüht werden. In den Produktionshallen wird Präzisionsarbeit geleistet, wovon sich die Besuchergruppe überzeugen konnte. In eigens entwickelten Produktionsverfahren wird die Zellulose im Airlaid-Verfahren verarbeitet, zurechtgeschnitten und in die Komponenten umgewandelt, die dann zur Weiterverarbeitung an die Kundschaft gehen. Zur Firma gehört auch ein Labor, in dem das Produkt weiterentwickelt wird. So werden derzeit Schraubverschlüsse aus Airlaid-Materialien entwickelt.

Trotz aller Erfolgsnachrichten muss auch das Unternehmen mit den aktuellen Problemen der Zeit zurechtkommen. Das betrifft die sehr sensiblen Lieferketten, die die explodierenden Kosten für Container, die anhaltende Inflation und die hohen Energiepreise, denn für den Produktionsaufwand ist ein hoher Energieeinsatz notwendig. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, energieeffizienter zu werden“, betonte Clemens Weidner. So arbeite man daran, den Energieeinsatz in der Produktion zu reduzieren. Begonnen hat bei Glatfelter zudem das Nachdenken über erdölfreie Produkte. René Georgius erklärte in diesem Zusammenhang, dass Glatfelter nunmehr Mitglied des Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerkes Prignitz-Oberhavel ist. Dafür hatte er eine Urkunde mitgebracht, die er Clemens Weidner überreichte. „Die Art der Energiemedien wird sich in Zukunft rapide ändern“, betonte er und gab dabei das Stichwort Wasserstoff. Dafür sei das Gewerbegebiet Prignitz ein geeigneter Standort, wie Landrat Christian Müller findet. Er erinnerte daran, dass hier eine große Erdgaspipeline verläuft, deren Umstellung auf Wasserstoff zu prüfen sei. Außerdem erinnerte er an das Uniper-Projekt im Gewerbegebiet zur Herstellung von grünem Wasserstoff. „Ich bin überzeugt davon, dass bei diesem Thema zeitnah eine größere Dynamik eintreten wird“, sagte Müller, „wir sind in Gesprächen, und gerade Falkenhagen würde sich als Standort anbieten.“ Ein weiteres wichtiges Thema ist die Fachkräftegewinnung – wobei sich Glatfelter da in guter Gesellschaft mit allen anderen Firmen und Institutionen in der Region befindet, wie Landrat Christian Müller erklärte. „Wir haben aktuell immer noch einen starken Arbeitnehmermarkt“, sagt Jana Bauer. Sprich: Gerade Fachkräfte können sich derzeit eher aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Zudem scheidet die Generation der Babyboomer jetzt nach und nach aus dem Arbeitsleben aus. Clemens Weidner: „Es wird eine große Herausforderung, in den nächsten Jahren Stellen nachzubesetzen.“

Jana Bauer legte daher Wert darauf zu betonen, wie wichtig dem Unternehmen das Thema Ausbildung ist: „Wir tun viel für die Nachwuchsförderung und sind schon desöfteren zum Topausbilder der IHK gekürt worden“, sagte sie. Tatsächlich sucht Glatfelter derzeit noch weitere Auszubildende. Immerhin hat Jana Bauer festgestellt, dass mittlerweile viele Jugendliche in ihrer Heimatregion bleiben wollen. René Georgius warf ein, dass die IHK schon an der nächsten Ausbildungsmesse plane. Dies sei eine Chance für Unternehmen, sich zu präsentieren. Allerdings sucht das Unternehmen – wie viele andere auch nicht nur Azubis, sondern auch ausgebildete Fachkräfte. Als Fazit waren sich alle einig: Glatfelter ist ein Vorzeige-Unternehmen für die Region im Nordwesten Brandenburgs. Für Andreas Ditten ist das Unternehmen ein gutes Beispiel dafür, dass die Prignitz weit mehr zu bieten hat, als viele Menschen glauben – es muss nur noch bekannter werden: Zu attraktiven Arbeitsplätzen gesellen sich eine hohe Wohnqualität und im Vergleich zu den Speckgürteln um die Metropolen bezahlbarer Wohnraum.

So sieht es auch Jana Bauer: „Wir haben viel Knowhow in der Prignitz und viel Kapazität.“ Man müsse dies nur viel mehr sichtbar machen. Das ist ganz im Sinne von Landrat Christian Müller, der sich bei seinen Gastgebern herzlich für den Input und das offene Gespräch bedankte.

Beim Rundgang durch die Werkshallen von Glatfelter (Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz)zoom
Beim Rundgang durch die Werkshallen von Glatfelter (Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz)
Müller im Gespräch mit Interim Werksleiter Clemens Weidner (Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz)zoom
Müller im Gespräch mit Interim Werksleiter Clemens Weidner (Foto: Bernd Atzenroth / Landkreis Prignitz)

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