Saatkrähen – ungeliebte Singvögel?

Größte Krähenkolonien des Landes Brandenburg in der Prignitz

Die Saatkrähe - ein sehr geselliger Singvogel - ist heute noch verbreitet mit einem Negativimage behaftet. Ihre großen schwarzen Schwärme rücken mit lautem Gezeter an und hinterlassen in ihren Nistkolonien viel Schmutz, zum Ärger der Leute. Das Problem ist uns nicht unbekannt, denn der Landkreis Prignitz kann - nachdem die Brutbestände in der Uckermark stark zusammen gebrochen sind -  die letzten großen Krähenkolonien im Land Brandenburg sein eigen nennen. Diese befinden sich in Wittenberge und Pritzwalk und so mancher Anwohner hat sich wohl schon über die Krähen geärgert. Insgesamt werden in unserem Landkreis etwa 1.200 Brutpaare gezählt. Damit stellt er einen Verbreitungsschwerpunkt für die Art dar und trägt auch Verantwortung für die Tiere, die unter besonderem Artenschutz stehen. Wegen dieses  Schutzstatus müssen wir Menschen auch einige „Unannehmlichkeiten“ in Kauf nehmen. Seit 2007 ist der Landkreis, sprich die untere Naturschutzbehörde, für die Einhaltung der Schutzvorschriften und die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen nach dem Bundesnaturschutzgesetz zuständig, z. B. wenn es um Vergrämungsmaßnahmen geht. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten das „Zusammenleben“ zu erleichtern. Dazu kann man sich mit der unteren Naturschutzbehörde verständigen. So sollten z. B. Störungen einer Kolonie möglichst vermieden werden, da sie in der Regel zur Bildung neuer Teilkolonien und einer Vervielfältigung der Probleme führen können. Einer Vergrämung kann deshalb auch nur in Ausnahmefällen zugestimmt werden.

Einst Schädlingsbekämpfer

Kähennester in Wittenberge

Die Saatkrähe fällt unter ihren Artgenossen vor allem hinsichtlich ihrer Ernährung aus dem Rahmen. Rein optisch der Rabenkrähe sehr ähnlich, ernährt sie sich hauptsächlich von Insekten und deren Larven, Regenwürmern, Schnecken und Pflanzenteilen, manchmal auch Mäusen. Deshalb war sie in früheren Jahrhunderten als „Schädlingsbekämpfer“ auch ganz gern auf den Feldern gesehen. Veränderungen in der Landbewirtschaftung und der zunehmende Einsatz von Pestiziden bewirkten, dass es in der Folgezeit zum einen weniger Wiesen, zum anderen nicht mehr genügend Nahrung für die Krähenkolonien gab. Die Vögel begannen dann auch Sämereien und frisch aufgegangenes Saatgut zu fressen. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge war der verursachte Schaden sehr gering (nur 0,6 % der Saat sind ausgefallen); dennoch wurde die Saatkrähe vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts massiv verfolgt. Ihr Bestand dezimierte sich.

Kolonien suchen die Nähe des Menschen

Saatkrähen sind Kolonienbrüter. Sie nisten meist auf hohen, ausladenden Laubbäumen. In einer Krähenkolonie leben in strenger sozialer Rangordnung oft mehrere hundert Brutpaare; die Partner leben in „Einehe“. Früher kamen große Krähenkolonien fast nur in ländlichen Gegenden mit viel landwirtschaftlicher Fläche vor. Die Bejagung und Vergrämung der Vögel führte dazu, dass sich die großen Kolonien aufspalteten und in kleineren Gruppen neue Kolonien bildeten. Diese siedelten sich zunehmend in der Nähe des Menschen an – in dörflicher Umgebung und auch in städtischen Gebieten. Dort wurden sie kaum verfolgt und es bot sich ein verlockendes Nahrungsangebot. Bald werden sie jedoch auch hier wieder als störend empfunden wegen der schon beschriebenen Unannehmlichkeiten - Lärm, Schmutz und hohe Anzahl.  

Schutz ist notwendig

Man könnte vermuten, dass die Saatkrähe zu den häufigen Vogelarten gehört, jedoch ist sie in vielen Bundesländern sehr selten. Deshalb steht sie in Deutschland als geschützte Vogelart unter Naturschutz. Gab es um 1900 auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik noch etwa 100.000 Brutpaare, so war deren Bestand bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts auf etwa 25.000 geschrumpft. Seit 1980 - mit Inkrafttreten der Bundesartenschutzverordnung -  erholten sich die Bestände wieder. Aktuell sind bundesweit etwa 77.000 Brutpaare sehr lückenhaft verbreitet und deshalb territorial auch different in Gefährdungskategorien eingestuft. Entgegen dem bundesdeutschen Trend ist die Bestandentwicklung in Brandenburg seit Mitte der 1990-iger Jahre rückläufig – wir verzeichnen eine   Abnahme der Brutpaare um 47%.

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