13.05.2025
Drei Arztpraxen, drei ärztliche Sichtweisen auf die Arbeit in einer Niederlassung im Landkreis Prignitz. Zwischen diesen Fachgesprächen gab es ein Kulturprogramm und der gemeinsame Abend in einem Bad Wilsnacker Restaurant bot Gelegenheit, das Erlebte zu vertiefen und im persönlichen Gespräch weitere Themen zu erörtern.
Zwei Tage lang hatten am vergangenen Wochenende fünf Studenten der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) Gelegenheit, sich mit dem Gedanken einer Niederlassung in einer ländlichen Region vertraut zu machen. Der Landkreis Prignitz hatte zusammen mit der Hochschule das Programm vorbereitet. Gastgeber waren in diesem Jahr die Städte Perleberg und Bad Wilsnack.
Mehr als 40 Jahre hat Sonja Gericke als Allgemeinärztin gearbeitet. „Jetzt bin ich 70 Jahre alt und möchte aufhören zu arbeiten“, begrüßte sie die Gäste in ihrer Perleberger Praxis. Es war ein Auftakt, der den Studenten die geballte Lebens- und Berufserfahrung eines Arztes bot – mit allen Vorteilen, aber auch den Herausforderungen.
Das Arbeitspensum könne man als niedergelassener Arzt zwar selbst bestimmen, aber das sei schon immens. Auch sie selbst habe erst in den vergangenen Jahren angefangen, Urlaubszeiten sukzessive auszudehnen. 1200 Patienten betreut Gericke im Quartal. Da könne man schnell ausrechnen, wie viele pro Tag zu ihr kommen. Quartalsabrechnungen und der stetig zunehmende Kampf mit den Krankenkassen um die Anerkennung verschriebener Verordnungen machen manche Tage zäh.
Auf der anderen Seite verschaffe gerade der persönliche Kontakt zu Patienten teils über viele Jahre hinweg einen hohen Grad an beruflicher Befriedigung. Dazu komme mit Perleberg eine lebenswerte Stadt. Die hier angesiedelte Schule für Gesundheitsberufe sei ein Garant dafür, dass Ärzte relativ gut medizinisches Personal finden, betonte Gericke.
Kinderarzt Dr. Karl Rüdiger Wiebelitz konnte den Studenten seine unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen mitteilen. Als ehemaliger Arzt im Krankenhaus Perleberg kennt er den stationären Alltag genauso gut wie jetzt die Vor- und Nachteile einer Niederlassung. Zusammen mit seiner Bad Wilsnacker Kollegin, die Allgemeinmedizinerin Dr. Katrin Buch, konnten sie eine Vielzahl von Fragen der Studenten beantworten: Spielt Gewalt in Praxen eine Rolle? Wie hoch ist der Verdienst und wie lassen sich Beruf und Familie miteinander vereinbaren sind Beispiele, für die sich die Studierenden interessierten.
„Kommilitonen von mir kannten solche Touren und hatten mir diese empfohlen. Ich bin oft in Potsdam und Berlin und hatte Interesse, die Prignitz kennen zu lernen“, sagte Constantin Kurth. Laura Hildebrandt ging es vor allem um Alternativen zum Klinikalltag. Sie hatte viele Fragen mitgebracht und fühlte sich nach den Praxisbesuchen gut informiert.
„Wir wollen junge Ärzte anlocken und müssen sie deshalb frühzeitig über das Leben auf dem Land und die Arbeit von Landarztpraxen informieren“, fasste Wilsnacks Bürgermeisterin Martina Richter ihr Engagement zusammen. Das Interesse der Studenten zeige, dass das Angebot richtig sei, ergänzte Perlebergs Bürgermeister Axel Schmidt. „Ich freue mich, dass wir das Wochenende organisieren konnten“, so Schmidt weiter.
Organisatorin Carolin Schulz, im Landkreis zuständig für ärztliche Versorgung, dankte der Hochschule und den Städten für die Zusammenarbeit. Sie hob hervor, dass gerade die Kombination aus Praxisbesuchen und anschließenden Gesprächen in lockerer Atmosphäre eine gute Methode sei, den Studenten einen bleibenden Eindruck zu vermitteln.
Ergänzend zum fachlichen Austausch hatten die Städte ein Freizeitprogramm vorbereitet. Kurze Stadtführungen, ein Abstecher ins Regionalmuseum Perleberg und in die Wunderblutkirche vermittelten den jungen Gästen einen Eindruck von der Prignitz. „Hoffen wir, dass der Funke überspringt“, sagte Martina Richter abschließend.
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