Denkmalschutz in der Prignitz

15.10.2025

Fachtagung in Stepenitz überzeugt mit einzigartigem Format

Am 10. und 11. Oktober widmeten sich Experten aus ganz Deutschland spätgotischer Retabelkunst und ihrer Farbfassungen. (Foto: LK Prignitz)zoom

Farben und dekorative Oberflächengestaltungen, die seit Jahrhunderten den äußeren Einflüssen trotzen, rückten am vergangenen Wochenende im Ev. Klosterstift Marienfließ in Stepenitz ins Scheinwerferlicht: Bei der vierten Fachtagung zum Thema „Spätgotische Retabelkunst in Norddeutschland“ reisten Restauratoren, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger aus ganz Deutschland – unter anderem auch aus Dresden, Hildesheim und München – in die Prignitz, um sich gemeinsam zum Schwerpunktthema „Farbfassungen“ auszutauschen.

„Bei der Tagung ging es vor allem um Kunstwerke, die vom Mittelalter in die heutige Zeit überkommen sind. Davon gibt es mittlerweile nicht mehr sehr viele. Unsere Region war mal katholisch, aber durch die Reformation wurden wir protestantisch, also evangelisch. Viele Kunstwerke, also Altäre und Skulpturen, sind damit aus den Kirchen rausgeräumt worden, andere verschwanden über die Zeit durch Verfall und Diebstahl. Bei der Tagung ging es nun darum, aus denkmalpflegerischer Sicht zu gucken, wie solche Schätzeauch mit ihren originalen Farbfassungen konserviert und restauriert werden können“, erklärt Gordon Thalmann, Sachbereichsleiter Denkmalschutz des Landkreises Prignitz. „Nur fünf bis zehn Prozent von originalen mittelalterlichen Fassungen sind überhaupt noch vom Gesamtbestand in Norddeutschland erhalten. Das ist nicht viel. Deswegen ist es auch eine denkmalpflegerische Aufgabe, diese Originalfassungen mit den Vergoldungen und Punzierungen zu erhalten.“

 

Experten stellen neue und innovative Forschungsmethoden vor

Am 10. und 11. Oktober widmeten sich Experten aus ganz Deutschland spätgotischer Retabelkunst und ihrer Farbfassungen. (Foto: LK Prignitz)zoom

Aus diesem Grund beinhaltete die Tagung nicht nur Vorträge, sondern lud die insgesamt 42 Teilnehmer am Samstag auch zu Exkursionen in grenznahe mecklenburgische Dorfkirchen in Benzin, Groß Pankow, Gischow und Garwitz ein, um gemeinsam die dort noch vorhandenen mittelalterlichen Ausstattungen und Altäre zu bestaunen und zu diskutieren. „Es war ein großer Rundumschlag und es wurden auch viele neue Forschungsfragen aufgeworfen. So ging es beispielsweise auch um neue Technologien und inwiefern man KI künftig für die Restauration und Forschung einsetzen kann. Es wurde zum Beispiel in einem Vortrag erläutert, dass Skulpturen und andere Werke durch einen Scan mit anderen Schöpfungen verglichen werden können, um so Übereinstimmungen zu finden. Wir reden hier also von wirklich spannenden und innovativen Vorgehensweisen“, so Thalmann weiter. 

Diese Fachtagungen fanden 2022 im Kunst- und Regionalmuseum Perleberg ihren Anfang – damals noch mit acht Teilnehmern. Mittlerweile sind sie zu einem anerkannten Format gewachsen, das nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Raum Aufmerksamkeit und Anerkennung erhält, wie Gordon Thalmann berichtet. Für das nächste Jahr haben bereits Gäste aus Skandinavien ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet. Auch auf Bildungsebene wird dieses Vernetzungstreffen genutzt. So war in diesem Jahr erstmalig auch die Fachhochschule Potsdam, mit der der Landkreis Prignitz seit diesem April einen Kooperationsvertrag pflegt, vertreten und stellte sich und ihre Projekte vor.

Doch kurz nach der Fachtagung ist vor der Fachtagung und so starten bereits jetzt schon die Vorbereitungen zusammen mit den Landesämtern für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg und der Nordkirche für das Treffen im nächsten Jahr. „Dass wir hier solch ein Format in diesem Umfang leisten können, macht uns stolz und es zeigt, dass wir uns – auch als kleine Region – nicht verstecken müssen“, erklärt Gordon Thalmann abschließend. 

Auch diese Schnitzfigur eines spätmittelalterlichen Flügelalters aus Gischow wurde bei der Exkursion bestaunt. (Foto: LK Prignitz)

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